Attachment Parenting (AP), bedürfnisorientierte oder beziehungsorientierte Erziehung, 7 Baby B’s, klassische Erziehung, was sind das für neumodische Begriffe? Das wollte ich doch mal genauer wissen und habe mich mal in den Attachment Parenting Erziehungsansatz reingelesen. Wie wir erziehen und wie ich Attachment Parenting definieren würde, habe ich in folgendem Artikel “Wie viel Bedürfnisorientierung ist ok” erläutert. Hier soll es um eine Aufzählung und Erläuterung der 7 Baby B’s gehen und ich zeig dir welche Life B’s im Grundschulalter dazukommen.
Wendet man nicht instinktiv die 7 Baby B’s an?
Der Erziehungsstil oder vielmehr -ansatz ist kein strenges Regelwerk, es ist viel mehr ein möglicher Guide für frischgebackene Eltern. Dein Baby kommt auf die Welt und der Alltag, alle Abläufe sind von Heute auf Morgen schlagartig anders. Denn nicht mehr du bestimmst, wann du was machen magst, das Baby ist da und lässt dich genau spüren, wann es was mag oder eben auch nicht mag. Eigentlich handeln viele Eltern schon instinktiv nach dem Attachment Parenting Guide. Sie sorgen sich in erster Linie um das Wohl des Babys, kümmern sich um all seine Bedürfnisse und sind mit hoher Priorität daran interessiert eine einzigartige Bindung zum Kind aufzubauen. Das ist praktisch eine 1A Definition des Attachment Parentings.
Du wirst es gleich sehen, wenn ich die 7 Baby B’s nach und nach aufschlüssele, denn in jedem Schritt wirst du dich wiederfinden. In jedem “Baby B” wirst du deinen intuitiv “richtigen” Ansatz wieder erkennen.
Woher stammt die Erziehungslehre eigentlich?
Dr. Sears und seine Frau Martha sind nicht nur achtfache Eltern, sie sind auch die bekanntesten Vertreter des Attachment Parentings (kurz: AP). Wikipedia selbst schreibt als Definition, dass man unter AP die “entstandene Erziehungslehre” versteht, die sich in den 80er Jahren in den USA unter Müttern bekannt machte. Mütter wurden angehalten möglichst viel Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und auf alle Signale des Säuglings schnellstmöglich zu reagieren. Das Reagieren auf die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes nennt Dr. Sears Babyreading.
Die Definitionen der 7 Baby B’s (AP)
Es gibt insgesamt sieben Verhaltensweisen, die im englischen jeweils mit dem Buchstaben B beginnen, weshalb diese Praktiken auch simpel gesagt die 7 Baby B’s genannt werden.
Birth Bonding
Auch bei meiner Tochter und mir wurde das Birth Bonding gefördert. Es soll heißen, dass der Augen- und Körperkontakt zwischen Mutter und Kind gleich nach der Geburt gefördert wird. Das steht in jeder Mutter-Kind-Klinik großgeschrieben. Eine enge Verbindung nach der Geburt erlaubt dem Baby mit seiner natürlichen, biologischen verbindungsfördernden Verhaltensweise mit der Mutter zusammen zu kommen. Eine Mutter hat intuitiv einen beschützenden Instinkt, der direkt zu dem Baby-Bedürfnis passt.
Breastfeeding
Es wird einem als werdende Mutter auch direkt bei dem Geburtsvorbereitungskurs gesagt, dass Stillen das Beste ist, was man für sein Kind tun kann. Ich habe in meinem Beitrag zu meinen liebsten Still-Positionen über meine Still-Geschichte gesprochen. Auch Dr. William Sears listet das Breastfeeding in der Liste der 7 B’s auf. Muttermilch enthält einzigartige, gehirnentwickelnde Bestandteile, die nicht nachgemacht oder gekauft werden können. Die Natur ist wahrhaftig magisch. Doch auch das Füttern mit der Flasche kann sehr intim sein. Die Raubtierfütterung sollte immer in ruhiger und stimmungsvoller Atmosphäre stattfinden. Das geht mit der Brust genauso wie mit der Flasche.
Babybedding
Bedding close to baby wäre das nächste auf meiner Liste: das bedeutet so viel wie, dass das Kind in der Nähe der Eltern schläft. Es gibt Familienbetten, die die Schlafsituation begünstigt, aber auch andere Möglichkeiten, das kleine Wunder ganz nah bei sich zu haben und damit Sicherheit zu vermitteln. Wir haben unsere Kleinen auch die ersten 1-2 Jahre bei uns im Schlafzimmer schlafen lassen, danach haben wir sie eher mit unserem Schnarchen gestört und ihnen Freiräume in Form von eigenen Kinderzimmern gegeben. Schnell hat sich aber herausgestellt, dass sie lieber zusammen in ihrem Geschwisterzimmer schlafen wollen, nach der gemeinsamen Gute-Nacht-Geschichte geht’s dann ab ins Bett. Und so ist es bis heute:-) Das Bedding close to Siblings sozusagen.
Babywearing
Rückblickend habe ich das Babywearing gar nicht so lange ausgenutzt, wie ich es hätte nutzen können. Denn mit unserer manduca Trage damals, wäre das ein einfaches Kinderspiel gewesen. Unsere Kleine hatte auf das Tragen gar keine Lust und fühlte sich dadurch eingeengt und unseren Großen habe ich teilweise noch mit knapp zwei Jahren auf dem Rücken getragen. Die Nähe fördert die Vertrautheit zwischen Kind und Elternteil, aber man ist auch wachsamer, sensibler.
Balance
Auf die Bedürfnisse der Mutter und auch auf die des Kindes wird in dem fünften Punkt Balance geachtet. Keiner soll zu kurz kommen oder sich verausgaben, um dem anderen gerecht zu werden. Eine gesunde Balance ist notwendig um für alle einen gesunden Weg zu finden. Oft heißt es nämlich, dass Mütter sich komplett zurücknehmen, um die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder an erste Stelle zu setzen. Das stimmt aber nicht so ganz. Klar, Babys können sich nicht anders helfen, die müssen egoistisch sein, das heißt aber nicht, dass man seine eigenen Wünsche hinten anstellen muss.
Beware of Baby Trainers
Auch soll man laut Dr. Sears auf sogenannte Babytrainer verzichten. Das bedeutet so viel wie, Babyschlaftrainer oder andere Programme, die laut Befürworter für Routinen und Rituale sorgen, aber die Kinder ganz schön einengen. Ich habe bei meiner Tochter anders gehandelt als bei meinem Sohn. 2011 wurde noch nicht so offen kommuniziert und jeder hatte ein anderes System. Ich habe natürlich auf meine Hebamme, auf meine Mutter gehört und auf das typische “früher hat man das so gemacht”. Mein Bauchgefühl hat mir bei meiner Tochter gezeigt, dass das Urvertrauen in meine Kinder und mich doch das beste ist.
Belief in Baby Cries
Das letzte B der 7 B’s lautet: Belief in Baby Cries. Eigentlich heißt das übersetzt, dass jedes Weinen einen Grund hat und entsprechend für ein unerfülltes Bedürfnis steht. Ich kann mich nicht entsinnen, dass wir jemals eines der Kids haben weinen lassen. Es kam durchaus mal vor, dass das eine Kind gerade die volle Aufmerksamkeit bekommen hat. Dann ließ es sich nicht vermeiden, dass das andere kurz warten musste. Ich hab schließlich nur zwei Hände. Mit einem ruhigen Ton, einer sanften Stimme, konnten wir das Weinen jedoch meist eindämpfen. Dazu kam dann die Nähe durchs Tragen oder “in-die-Nähe-holen”. Wichtig ist zu wissen, dass Babys schreien bzw. weinen um zu kommunizieren, anders ist es ihnen nicht möglich ihre Bedürfnisse zu äußern.
7 B’s auch im Grundschulalter? Meine Life B’s im Überblick
Die 7 B’s läuten den Start in die bedürfnisorientierte Erziehung ein. Natürlich reagieren wir auch noch jetzt – obwohl die Kids 9 und 6 sind – auf Schreie, auf den Wunsch nach Nähe oder die gesunde Balance bei uns Zuhause. Gerade, wenn eines der Kinder einen Wutanfall hat, so reagieren wir sofort und gehen umgehend auf die Bedürfnisse nach Nähe, Ruhe oder Gespräch ein. Das einfache ist jedoch, dass die Kinder lernen ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. Sie können – anders als Babys – sagen was sie möchten.
So möchte meine Tochter gerne, dass ich ab und zu mit ihr eine exklusive Übernachtungsparty veranstalte. Wir schmücken unser Etagenbett mit Girlanden, ziehen das Ausziehbett Floyd aus und liegen Kopf an Kopf da. Wichtig dabei ist, dass wir beide gleichzeitig einschlafen. Ich kann nicht 1-2 Stunden später nachkommen, das zählt nicht.
Mein Sohn kommt nachts hin und wieder zu uns ins Bett gekrochen – ihm ist nach einem Albtraum die Nähe zu mir sehr wichtig. Ich glaube, dass die 7 Baby B’s im Grundschulalter noch immer im kleineren Kreis (ich trag ja meinen 40kg schweren Sohn nicht mehr von A nach B:P) wirken. Zu den genannten Baby B’s könnten auch einfach Life B’s hinzugefügt werden:
- Beauty in all things and people (Das Leben und alle Menschen begegnet man positiv, sich selbst am ehesten – positive Affirmationen)
- Befriend (Sei ein guter Freund für dein Kind, sodass es mit all seinen Problemen, Sorgen und Wünschen auch in der Pubertät zu dir kommt)
- Believe (Plötzlich möchte das Kind nicht mehr zur Schule oder macht statt das Abitur doch lieber eine Ausbildung. Vertraue darauf, dass dein Kind für sich die richtige Entscheidung trifft und unterstütze es)
- Big Vision (Lasse dein Kind immer träumen und unterstütze es auf seinem Weg)
- Bravery (Dein Kind soll sich Herausforderungen stellen und für sich und seine Wünsche einstehen, dabei ist Mut ein großer und wichtiger Bestandteil)
Welchen Baby B oder Life B hast du intuitiv in deine Erziehung integriert? ✍️
*Die Produktempfehlungen kommen wie gehabt von Herzen und meine Links können im Einzelfall auch Affiliatelinks sein – das bedeutet, dass ich eine kleine Provision für die Weiterempfehlung erhalte oder eine Leistung gratis wahrnehmen und testen darf. Ich würde dir die Produkte und Dienstleistungen aber auch empfehlen, wenn du mit mir zusammen einen Kaffee ☕️ trinken würdest:-) Dieser Artikel ist in wunderbarer Zusammenarbeit mit PAIDI GmbH entstanden.